Stadt Zons
Ansicht von Zons, Braun-Hogenberg 1575
Am Nordrand der niederrheinischen Bucht, in einer reizvollen Landschaft zwischen ausgedehnten Wäldern und Rheinauen liegt im Herzen der Ballungszentren der Großstädte Düsseldorf und Köln auf der linken Rheinseite die Stadt Dormagen, eine moderne Industriestadt mit 2000-jähriger Geschichte.
Nur 25 Km Wegstrecke trennen das touristische Zentrum Dormagens, die Stadt Zons am Rhein, von zwei weltweit bekannten Sehenswürdigkeiten: vom Kölner Dom im Süden, Sitz des Kölner Erzbischofs und der Düsseldorfer Altstadt im Norden mit der sogenannten längsten Theke der Welt.
Die Stadt Zons, ca. 3 Kilometer abseits der Bundesautobahn A 57 - Abfahrt Dormagen/Zons - bzw 2 Kilometer abseits der Bundesstraße 9, nördlich des Stadtzentrums von Dormagen gelegen, ist mit seiner im Rheinland einzigartigen und gut erhaltenen Befestigungsanlage aus dem 14. Jahrhundert, das best erhaltene Beispiel einer befestigten Stadt am Rhein. Keine der gleichzeitig entstandenen Befestigungsanlagen der Rheinlande hat ein so klares Bild in unsere Gegenwart hineinretten können wie diese aus einem Guß entstandene Stadt. Nicht nur Paul Clemen, der verdienstvolle, erste Erforscher der rheinischen Kunstdenkmäler, sondern vor ihm auch die Düsseldorfer Maler Wilhelm Hagedorn und Theodor Hagen nannten die Stadt deshalb "Zons, ein rheinisches Rothenburg", voll von malerischen Motiven.
Archäologische Funde in der näheren Umgebung von Zons weisen nach, dass die Besiedlungsanfänge der Stadt bis in die mittlere Steinzeit und in die römische Zeit zurückreichen. Der Name der Stadt (älteste überlieferte Namensformen z.B. Zuonozo, Zinizo, Zunace, Zunice, Zunizum, Unce, Zunce, Tzontse, Sontina, Tonatiago) ist wahrscheinlich keltischen Ursprungs. In einer Urkunde aus dem Jahre 1593 wird die Stadt erstmalig in der heutigen Schreibweise "Zons" erwähnt.
Nach den ersten urkundlichen Erwähnungen, die aus dem 11. Jahrhundert stammen, ist ein Frohnhof als Besitz der Kölner Erzbischöfe in Zons, der zu den 12 Tafelgütern des Erzbistums gehörte, überliefert. In dem Testament des Erzbischofes Kunibert (623-663) in der Fassung aus dem 11. Jahrhundert wird u.a. bestimmt, dass die von ihm eingesetzte Kölner Lupusbruderschaft alljährlich aus der erzbischöflichen Fischerei in Zons 13 Lachse oder 6 Denare erhalten soll. Schlußfolgernd hieraus war Zons bereits im 7. Jahrhundert im Besitz der Kölner Erzbischöfe. Im 13. Jahrhundert wurde der Zonser Frohnhof vermutlich zur Sicherung der Rechte des Erzbischofes Konrad I. von Hochstaden (1238-1261) zur Burg ausgebaut.
Diese Burganlage wurde nach der Schlacht bei Worringen (auf dem Blutberg) 1288, in der der Erzbischof Siegfried von Westerburg (1274 - 1297) unterlag, von den siegreichen Kölner Bürgern bis auf den Grund abgetragen und die noch verwendbaren Materialien zum Bau der Kölner Stadtbefestigung benutzt.
Politische, wirtschaftliche und geographische Gründe veranlassten den Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden (1370-1414), den Rheinzoll von Neuss nach Zons zu verlegen. Im Zusammenhang mit der Zollverlegung errichtete der Erzbischof zur Verteidigung und Befestigung die Burg Friedestrom, das spätere Schloß. Dem Erzbischof und Kurfürsten sollte Friedestrom als "kleine Residenz" gelten und ihm außerhalb der Mauern von Köln vollkommene Unabhängigkeit garantieren, denn schließlich sicherte sie ihm einen wesentlichen Teil seiner Einkünfte, nämlich den Rheinzoll. Nachweislich weilte der Erzbischof 21 mal in Zons und residierte innerhalb der Befestigungsanlage.
Der Erzbischof erhob am 20. Dezember 1373 das Dorf Zons zur Stadt und ließ zum Schutz und zur Sicherung seiner Rechte durch die Bürger eine rechteckig/trapezförmige Befestigungsanlage mit Toren, Türmen, Mauern und Schutzgräben erbauen. Von dieser Zeit datiert die Blüte der Stadt, die trotz mancher schwerer Zeiten bis in das 18. Jahrhundert dauerte (bis zur Aufhebung des Rheinzolls).
Unter den zahlreichen Händeln und Fehden, in die Zons in dieser Zeit hineingezogen wurde, sind der Burgundische Krieg (1474/75) - Karl der Kühne belagerte Zons -, der Truchsessische Krieg, auch Kölner Krieg genannt (1582-1589) - Domkapitel gegen Erzbischof Gebhard II., Truchseß von Waldburg -, der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) und die Raubkriege Ludwig XIV. (1688-1697) nur die wesentlichsten.
Zu den größten kriegerischen Ereignissen kam es in Zons im Jahre 1646, als die Hessen, die damals Neuss besetzt hielten, Zons mehrmals belagerten, es unter starken Beschuß nahmen (671 Kanonenkugeln), aber nicht einzunehmen vermochten. Die Fortifikationsanlage erwies sich im 17. Jahrhundert, als die Belagerungsheere schon über eine recht ansehnliche Artillerie verfügten, immerhin noch stark genug, einem angreifenden Feind die Stirn zu bieten.
Dreimal (1464, 1547 und 1620) wurde die Stadt bis auf wenige Häuser durch Brand verwüstet. Dreimal (1623, 1635 und 1666) wütete die Pest in Zons.
Die größte Hochwasserkatastrophe durch den Rhein erlebten die Zonser Bürger 1784 (Hochwasserstandsmarke am Haus Rheinstr. 20), bei dem Teile der Ostmauer und das mittlere Wachtürmchen eingedrückt wurden. Das letzte Hochwasser in den Straßen der Stadt registrierten die Zonser 1926.
Im Jahre 1929 wurde zum Schutz gegen das Hochwasser der Zonser Deich fertiggestellt. Ein Meter unterhalb der Deichkrone stand im Januar 1995 das Hochwasser (vergleichbar mit dem 1926er Hochwasser). Wenn auch Belagerungen, Beschießungen, Feuersbrünste und Hochwasserkatastrophen Zons stark mitgenommen haben, so ist die Stadt Zons dennoch in dem Reichtum seiner Tore, Türme, Mauern und Gräben in der ganzen Form der Überlieferung einmalig am Niederrhein.
601 Jahre nach der Erhebung des Dorfes zur Stadt erfolgte am 1. Januar 1975 die Eingemeindung zur Stadt Dormagen. Die kulturhistorische Bedeutung der mittelalterlichen Befestigungsanlage Zons und die Anstrengungen und Bemühungen vieler heimatverbundener Bürger veranlassten den Rat der Stadt Dormagen im Jahre 1992, durch Änderung der Hauptsatzung den Namen "Stadt Zons" zu sichern.